Zehn Schritte für psychische Gesundheit

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    Die psychische Gesundheit eines Menschen hängt von vielen Faktoren ab, und sie lässt sich mit einigen Schritten unterstützen. Welche Schritte das sind und wie sie in den Alltag integriert werden können, erklärt Verena Christen, Bereichsleiterin des Ambulanten Zentrums Buchmatt.

    Text: Teresa Schmidt • Geprüft von: von Verena Christen, Bereichsleiterin Ambulantes Zentrum Buchmatt

    Jedes Jahr, am 10. Oktober, findet der internationale Tag der psychischen Gesundheit statt. Organisationen, die sich mit dem Thema beschäftigen, führen an diesem Tag verschiedene Aktionen, Vorträge und Kampagnen durch, um das Bewusstsein für die psychische Gesundheit zu stärken. «Das Spital Emmental beteiligt sich jährlich an diesem Anlass, um die Sichtbarkeit des Themas zu erhöhen. Wichtig ist aber nicht nur dieser eine Tag, sondern das Bewusstsein für psychische Gesundheit in den Alltag zu integrieren», erklärt Verena Christen, Bereichsleiterin Ambulantes Zentrum Buchmatt.

    Bewusstsein im Alltag schaffen

    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft die psychische Gesundheit als grundlegend für einen guten Allgemeinzustand ein. Sie definiert diese als Zustand des Wohlbefindens, in dem jeder seine oder ihre Fähigkeiten ausschöpfen und die normalen Lebensbelastungen bewältigen kann.

    Längerdauernde, grosse Belastungen im Beruf, der Familie oder bei körperlichen Erkrankungen können das psychische Gleichgewicht ins Wanken bringen «Psychische Gesundheit betrifft uns alle, jeden Tag, in allen Bereichen des Lebens. Es lohnt sich, eine gute Balance zu finden und die psychische Gesundheit zu pflegen», fährt Verena Christen fort.

    Balance für Ausgeglichenheit

    Die psychische Gesundheit kann durch verschiedene Einflussfaktoren aus dem Gleichgewicht geraten: Veränderungen im persönlichen Umfeld (Verlust der Arbeitsstelle, Trennung, Auszug der Kinder, Pensionierung etc.), Veränderungen der wirtschaftlichen Situation, aber auch die persönlichen Eigenschaften und unsere Lebensgeschichte wirken sich auf die Psyche aus. Verena Christen erklärt: «In den meisten Fällen verursachen Veränderungen keine nachhaltigen, psychischen Störungen. Grosse Veränderungen können als stressig empfunden werden, und unser Gleichgewicht kann ins Wanken kommen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn mehrere Veränderungen zusammenkommen». Ob sich ein Mensch psychisch gut oder weniger gut fühlt, hängt also vom Zusammenspiel dieser verschiedenen Faktoren ab.

    Das Fehlen der psychischen Gesundheit wirkt sich auf das körperliche Befinden, die Familie und nahestehende Menschen aus.

    10 Schritte die positiv wirken

    Es gibt zehn kleine, aber effektive Schritte, die helfen, die eigene Psyche aufzubauen und/oder die psychische Gesundheit aufrechtzuerhalten:

    1. Aktiv bleiben
      Bewegung in den Alltag integrieren, die Spass machen. (Laufen, Schwimmen, Tanzen etc.) Wenn wir uns bewegen und aktiv bleiben, können wir der Überreizung durch Informationen, dem Stress und dem gesteigerten Lebenstempo entgegenwirken.

    2. Sich entspannen
      Tagsüber sind wir körperlich und geistig aktiv und unser Gehirn muss viele verschiedene Informationen verarbeiten. Dabei entsteht häufig das Gefühl, für alle jederzeit erreichbar sein zu müssen. Es ist deshalb wichtig, dass wir uns ausreichend abgrenzen, regelmässig erholen und entspannen.

    3. Kreativ sein

      Kreativ sein kann jeder Mensch auf verschiedene Arten, beispielsweise durch Malen, Musizieren, Basteln, Kochen etc. Die kreative Arbeit hilft dabei, Gedanken, Ängste oder Wünsche auszudrücken und gleichzeitig zu entspannen und Kraft zu schöpfen. Kreativität unterstützt unsere Psyche dabei, Probleme von einer anderen Seite zu betrachten und neue Sichtweisen entstehen zu lassen.

    4. Neues Lernen

      Lernen ist eine Form des Entdeckens. Wenn wir regelmässig versuchen, Neues zu lernen, entstehen neue Ideen, die das eigene Selbstwertgefühl stärken. Dadurch kommt es sowohl beruflich als auch privat zur Weiterentwickelung und Wertschätzung der eigenen Leistung.

    5.  

       Sich beteiligen

      Jeder Mensch ist Teil einer Gemeinschaft. Im Austausch zu bleiben, und sich für die Gemeinschaft einzusetzen, hilft einem selbst, aber auch der Gruppe, und die gegenseitige Unterstützung hilft der psychischen Gesundheit.

    6. Mit Freunden in Kontakt bleiben

      Ebenso wichtig wie die Beteiligung ist die Pflege von Freundschaften. Der regelmässige Kontakt mit vertrauten Menschen ist wertvoll und gibt Boden. Freundschaften bedeuten Vertrauen und helfen, sich gut zu fühlen.

    7. Darüber reden

      Gerät unsere Psyche aus dem Gleichgewicht, dann sind Druck und Anspannung häufige Symptome. Um diese zu verringern, hilft es Betroffenen, über die Dinge zu sprechen, die belasten und das Ungleichgewicht herbeiführen. In Worte zu fassen, was die betroffene Person bewegt oder die zuhörende Person zu sein, bedeutet, am Leben Anteil zu nehmen und helfen zu können. Es fällt nicht allen Menschen gleich leicht, Sorgen offen mitzuteilen, aber wenn sich Betroffene öffnen, entstehen oft neue Sichtweisen und Lösungen können sich abzeichnen.

    8. Um Hilfe bitten

      Eine grosse Hürde für Betroffene ist oftmals das Hilfeholen, da noch immer eher negative Assoziationen damit verbunden sind. Um Hilfe zu bitten ist jedoch ein Zeichen von Stärke und Mut, da zum Ausdruck kommt, dass Betroffene Verantwortung für sich übernehmen, aktiv für sich einstehen. Hilfe annehmen können ist eine Stärke.

    9. Sich nicht aufgeben

      Jede Person erlebt Krisen anders. Besonders bei traumatischen Erlebnissen braucht der Mensch Zeit für die Verarbeitung und je nach Situation professionelle Unterstützung. Für die psychische Gesundheit ist es wichtig, dass man sich diese Zeit bewusst nimmt und somit Sorge zu sich selbst trägt. Dies kann damit beginnen, dass der Mensch gesund isst, genügend schläft und sich ausreichend bewegt. Es kann aber auch heissen, dass sich Betroffene Unterstützung holen.

    10. Sich selbst annehmen

      Sich selbst anzunehmen und Fehler verzeihen zu können helfen, dass es unserer Psyche gut geht. Niemand ist perfekt und sich selbst zu akzeptieren hilft, die eigenen Fähigkeiten zu erkennen und sich dieser bewusst zu sein. So ist es möglich, zufrieden zu leben, den eigenen Körper zu spüren und Sorge zu sich selbst zu tragen. Es braucht Mut, die Grenzen einzuhalten und zu unterscheiden, was für einen gut ist und was einem schadet.

      Verena Christen fasst zusammen: «Die psychische Gesundheit hat einen wichtigen Wert für unsere Lebensqualität und das Zusammenspiel mit der Gesellschaft. Es gibt leider noch immer zahlreiche Vorurteile, die dazu führen, dass Sorgen verschwiegen werden und sich Betroffenen abschotten. Umso wichtiger ist es, über Belastungen zu sprechen und sich jemandem anzuvertrauen.»

      Betroffene, Angehörige und/oder Nahestehende dürfen sich gerne mit ihren Fragen und Anliegen bei der Triagestelle der Psychiatrie Emmental melden. Tel. 034 421 27 27

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