Struktur im Alltag – auch oder gerade im Alter

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    Im Alter, nach der Pensionierung, eine neue Tagesstruktur zu finden, mag nicht kompliziert klingen. Es gibt jedoch viele Fälle, in denen der neue Lebensabschnitt mit Unsicherheiten oder gar Ängsten verbunden ist. Kommen dann noch weitere Belastungsfaktoren hinzu, kann es sein, dass Betroffene in eine psychische Krise rutschen. Die alterspsychiatrische Station E3 in Burgdorf unterstützt mit therapeutischen Programmen und hilft den Betroffenen, einen Weg zurück in den Alltag zu finden.

    Text: Text: Teresa Schmidt
    geprüft von M. Sc. Janine Fischer, Leitende Psychologin, und Stefanie Schnarwiler, Leiterin der Alterspsychiatrischen Station E3

    In der Klinik für Alterspsychiatrie arbeiten Pflegefachpersonen, Psychologinnen und Psychologen, Ärztinnen und Ärzte, eine Aktivierungstherapeutin und ein Sozialarbeiter, sodass die Station auf ein interprofessionelles Team zurückgreifen kann. «Davon profitieren alle: Wir als Fachpersone, können uns untereinander austauschen und unsere jeweilige Expertise einbringen, und die Patientinnen und Patienten erhalten dank dieser interprofessionellen Zusammenarbeit eine für ihre Situation ganzheitliche und individuelle Behandlungslösung – sowohl für die aktuelle Krise als auch für die Zeit nach dem Austritt», erklärt Janine Fischer, Leitende Psychologinder alterspsychiatrischen Station E3.

    Tagesprogramm für einen strukturierten Alltag

    Der Tag auf der Station beginnt für recht früh; die Tagesbezugspersonen wecken ihre Patientinnen und Patienten und holen deren Befindlichkeiten und Bedürfnisse in einem ersten Bezugspersonengespräches ab. Das gemeinsame Frühstück ist dann der erste Fixpunkt des Tages, ergänzt wird dieser mit einem anschliessenden Morgenspaziergang, begleitet von der Aktivierungstherapeutin und einer Pflegefachperson. Der Wochenplan zeigt den Patientinnen und Patienten anschliessend, welche aktivierungstherapeutischen Gruppenangebote an den jeweiligen Tagen stattfinden.

    «Wir setzen uns am Morgen als Team zusammen und besprechen das Tagesprogramm für die Patientinnen und Patienten. Dabei gehen wir wann immer möglich auch individuell auf die tagesaktuellen Bedürfnisse unserer Patientinnen und Patienten ein», beschreibt Stefanie Schnarwiler, Leiterin der Alterspsychiatrischen Station E3, den Tagesablauf. Janine Fischer ergänzt: «Wir legen grossen Wert darauf, unseren Patientinnen und Patienten durch eine strukturierte Tagesgestaltung Orientierung und Unterstützung zu bieten. Dabei ist uns wichtig, dass niemand unter Druck gesetzt wird. Wenn sich eine Patientin oder ein Patient für bestimmte Programmteile nicht bereit fühlt, gehen wir flexibel darauf ein und passen das Tagesprogramm individuell an, um die bestmögliche Unterstützung zu bieten.»

    Interprofessionelle Zusammenarbeit für individuelle Behandlung

    Während des Tages steht den Patientinnen und Patienten eine breite Auswahl an Therapiemöglichkeiten zu Verfügung: Neben offenen Gesprächsgruppen und Achtsamkeitsübungen lässt das Atelier Raum für Kreativität, mit der Physiotherapie ist für Bewegung gesorgt, und für die geistige Förderung gibt es Gedächtnistraining.

    «Unser Ziel ist es, den Patientinnen und Patienten die bestmöglichen Therapien aus allen Fachbereichen anbieten zu können – ärztlich, psychologisch, pflegerisch, sozialarbeiterisch und aktivierungstherapeutisch. So können wir eine individualisierte und ganzheitliche Behandlung ermöglichen», sagt Janine Fischer. Stefanie Schnarwiler bestätigt das und fügt hinzu: «Mit dem Einverständnis der Patientinnen und Patienten beziehen wir auch das soziale Netzwerk, beispielsweise die Angehörigen und die ambulanten Behandelnden, ein. Das schafft die Basis, um nach dem Austritt aus dem Spital Emmental auf Unterstützung zurückgreifen zu können.»

    Erweiterung und Verbesserung der Konzepte

    Die Therapien und Konzepte sind seit der Eröffnung der Station stetig angepasst und weiterentwickelt worden. «Wir sind den Kinderschuhen entwachsen und konnten uns weiterentwickeln, im Team, mit den Patientinnen und Patienten, und wir haben unser Therapieangebot 2023 weitgehend angepasst und ausgebaut», erklärt Stefanie Schnarwiler die Entwicklung der Station. «Es war und ist uns wichtig, dass wir uns an den Bedürfnissen unserer Patientinnen und Patienten orientieren. Wir haben beispielsweise in den letzten zwei Jahren ein breites gruppentherapeutische Angebot eingeführt, das sich sehr gut etabliert hat. Zudem ist es mittlerweile auch möglich, Tagespatientinnen und -patienten zu behandeln», fügt Janine Fischer hinzu.

    Gut geplanter Aufenthalt als Austrittsbasis

    Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von Patientinnen und Patienten liegt bei sechs bis acht Wochen, abhängig davon, wie stark die jeweiligen Krankheitsbilder ausgeprägt sind und in welches soziale Umfeld die Betroffenen zurückkehren. Dem Team der Station ist es wichtig, sich genügend Zeit für die individuelle Diagnostik und Behandlung der Patientinnen und Patienten nehmen zu können. «Unser Ziel ist es, nachhaltige und langfristig wirksame Lösungen mit den Patientinnen und Patienten zu erarbeiten, die den Betroffenen nach dem stationären Aufenthalt helfen, wieder Fuss zu fassen», Stefanie Schnarwiler.

    In vielen Fällen ist die Rückkehr in die vertraute Wohnform nach der stationären Behandlung wieder möglich. Um den Austritt möglichst sanft zu gestalten und zur Rückfallprophylaxe kommt es jedoch meist zu einer Anpassung der ambulanten Betreuung, beispielsweise durch die Unterstützung der Psychiatrie-Spitex oder eine ambulante Psychotherapie. «Es gibt jedoch auch Fälle, in denen wir gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten zum Schluss kommen, dass das Leben im bekannten Zuhause nicht mehr möglich ist, sei dies aufgrund starker Überforderung oder aufgrund Pflegebedürftigkeit. Hier unterstützt unser Sozialdienst mit der Suche nach einer geeigneten Betreuung in einem Pflegeheim», erläutert Janine Fischer.

    Rückmeldungen von Patientinnen und Patienten

    «Häufig hören wir von den Patienten, dass sie schon viel früher zu uns gekommen wären, hätten sie gewusst wie es bei uns auf der Station ist. Die Patienten haben, wenn sie das Wort Psychiatrie hören, noch die Bilder von vor 50 Jahren im Kopf. Dies entspricht aber keines Falls mehr der heutigen Psychiatrie und schon gar nicht der Alterspsychiatrie hier bei uns in Burgdorf», so Stefanie Schnarwiler weiter.

    Diese Reaktionen spiegeln sich auch in den Rückmeldungen, die in Form von Karten oder Kommentaren im Gästebuch hinterlassen wurden:

    «Die Aufnahme hier auf der Station war so liebevoll, dass ich mich schon nach ein paar Tagen heimisch fühlte. Herzlichen Dank Allen, die mir Mut machten, mich unterstützt und begleitet haben. Ich darf wieder leben!»
    «In grosser Angst und Verzweiflung bin ich hier auf dem E3 eingetroffen. Das Pflegeteam hat mich gehalten, wenn ich mich selber nicht mehr ausgehalten habe, wenn ich vor lauter Angst weder ein noch aus gewusst habe. Immer war ein Mensch da, der mir zuhörte, oder mir beruhigend zugesprochen hat. Es hat mich sehr beeindruckt, dass hier jedem kranken Menschen seine Würde geschützt und bewahrt wird. Das ist eine grosse Stärke dieses Pflegeteams.»
    «In grosser Dankbarkeit für eine überaus einfühlsame und liebevolle Begleitung und Betreuung während eines langen Weges zurück zu mir selbst.»
    «Jeden Tag verbreitet ihr Sonnenschein auf dieser Station – Ich bin tief dankbar dafür!!»
    «Ich denke oft an die Zeit in Burgdorf. Danke für Eure Liebe, Eure Sorgfalt, Eure Geduld!!»
    «In den letzten Wochen habt ihr meine Mutter grossartig unterstützt und wart eine grosse Hilfe, wieder zurück in den Alltag zu finden. Eure Angebote und Arbeitshaltung sind toll.»

     

    Alterspsychiatrie Burgdorf

    Unsers offen geführte bietet für Menschen, die in einer schweren psychischen Krise sind, eine strukturierende Umgebung, um Selbstverantwortung und Selbstheilungskräfte zu stützen und zu fördern.

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