Magen, Darm und Co.: So faszinierend ist unsere Verdauung

    Illustration eines Bauches mit Verdauungsorganen

    Reise der Speise

    Unsere Verdauung ist viel mehr als ein simples «oben rein, unten wieder raus». Die Nahrungsmittel, die wir zu uns nehmen, treten eine Reise durch den Körper an, die komplex und spannend zugleich ist. Die Grafik über das menschliche Verdauungssystem zeigt, was dabei passiert.

    Text: Tamara Tiefenauer/Luk von Bergen Geprüft von: Dr. med. Stefan Bauer, Leitender Arzt Gastroenterologie 

     

    Übers Essen sprechen die meisten Menschen gerne, übers Ausscheiden der verdauten Produkte hingegen weniger. Und was dazwischen geschieht, ist für viele ohnehin ein Mysterium. Die Verdauung, ein rätselhaftes System mit vielen Prozessen, die im Optimalfall bestens aufeinander abgestimmt sind. Vereinfacht formuliert geht es bei der Verdauung um die Zerlegung der Nahrung im Körper. Dabei passieren in unserem Körper Dinge, die wir weder bewusst wahrnehmen noch wirklich kennen. Denn schon mit der Nahrungsaufnahme beginnt für die Speise eine abenteuerliche Reise durch den Verdauungstrakt.  

     


    «Die Verdauung, respektive der Verdauungstrakt beginnt schon beim Essen.» 

    Dr. med. Stefan Bauer, Leitender Arzt Gastroenterologie

     

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    Die Verdauung beginnt schon vor dem Magen

    Mund, Speiseröhre, Magen, Darm sind allesamt Begriffe, die wir kennen. Was aber genau deren Funktion ist, bleibt sprichwörtlich im Dunkeln. In den Vorgang der Verdauung sind aber nicht nur die verschiedenen Organe involviert, sondern auch Billionen von Bakterien. Zerkleinern, einweichen, kneten, ausscheiden – wir zeigen Ihnen Schritt für Schritt, wo was genau geschieht und welchen Weg die Speise vom Mund bis zum Anus zurücklegt. 

     

    1. Der Mund

    Illustration eines Mundes

    Die Verdauung, respektive der Verdauungstrakt beginnt schon beim Essen. Dabei nehmen Lippen, Zunge und Zähne die Nahrung auf und zerkleinern sie. Unterstützung gibt’s vom Speichel, der dafür sorgt, dass die Nahrung gleitfähig wird. 

    Wissen: Eine erwachsene Person produziert täglich bis zu 1,5 Liter Speichel. Und die Mundhöhle ist ein Bakterienparadies. Mehr als 300 Bakterienarten leben darin. 

    Pathologie: Zu den häufigsten Erkrankungen im Mundraum gehören Karies, Zahnfleisch- und Schleimhautentzündungen.

    2. Die Speiseröhre

    Illustration einer Speiseröhre

    Der Tunnel zwischen Mund und Magen heisst Speiseröhre. Die Aufgabe der Speiseröhre ist es, Nahrung und Flüssigkeiten in den Magen zu transportieren. Sie tut dies durch sogenannt peristaltische Muskelbewegungen, also sozusagen mechanisch und wellenartig. 

    Wissen: Die Speiseröhre hat einen Durchmesser von etwa zwei Zentimeter und ist rund 25 Zentimeter lang. 

    Pathologie: Bei einem Reflux fliesst saurer Magensaft zurück durch die Speiseröhre. Dies kann zu Reizungen sowie zur Schädigung der Schleimhaut und im schlimmsten Fall zu einer Form von Speiseröhrenkrebs führen. 

    3. Der Magen  

    Illustration eines Magens

    Die Muskulatur des Magens zerkleinert den Verdauungsbrei. Danach transportiert sie ihn zum Zwölffingerdarm. Magensäfte und Enzyme sorgen dafür, dass dieser Brei weiter verflüssigt wird.

    Wissen: Ein durchschnittlicher Magen fasst etwa 1,5 Liter Inhalt. Der Magensaft besteht hauptsächlich aus dem Enzym Pepsin und aus Salzsäure. Dieser saure Saft verhindert Infektionen, indem er Bakterien abtötet, die für den Menschen gefährlich sind. 

    Pathologie: Die Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis), das Magengeschwür (peptisches Ulkus) und Magenkrebs gehören zu den häufigsten Erkrankungen des Magens. 

    4. Der Pförtner  

    Illustration eines Pförtners im Bauch eines Menschen

    Der Pförtner ist ein ringförmiger Muskel. Er gibt die Nahrung portionsweise vom Magen in den ersten Abschnitt des Dünndarms ab. 

    Wissen: Der Pförtner hat eine Barrierefunktion. Er trennt das sehr saure Magenmilieu von der Darmumgebung. 

    Pathologie: Liegt eine Dysfunktion des Muskelgewebes vor, kann sich Magensäure im Magen stauen. Dadurch wird die Magenschleimhaut geschädigt, was zu Magengeschwüren führen kann.

    5. Der Zwölffingerdarm  

    llustration eines Zwölffingerdarms

    Der Zwölffingerdarm verbindet den Magen mit dem Dünndarm. Er speichert den Nahrungsbrei kurzzeitig und treibt zusammen mit der Gallensäure und wichtigen Enzymen die Verdauung voran.

    Wissen: Die Länge des Zwölffingerdarms beträgt rund 30 Zentimeter, was etwa zwölf Fingerbreiten entspricht – deshalb der Name. 

    Pathologie: Ist die Schleimhaut entzündet, kann ein Zwölffingerdarmgeschwür entstehen.

    6. Die Leber und die Galle 

    RSE_Verdauung_Leber_Galle

    Das zentrale Organ für den Stoffwechsel unseres Körpers ist die Leber. Hier sind lebenswichtige Nährstoffe gespeichert. Die Leber produziert zudem Galle, die wichtig ist für die Verdauung von Fett. 

    Wissen: Unser Herz pumpt täglich knapp 2000 Liter Blut durch die Leber, wo dieses Blut gewaschen und gereinigt wird. Weiter produziert die Leber bis zu sieben Deziliter Gallenflüssigkeit pro Tag. 

    Pathologie: Häufige Erkrankungen sind die Leberentzündung (Hepatitis), die Fettleber (Steatose) und der Lebertumor (Hepatom). Alkoholmissbrauch verursacht fast die Hälfte aller Leberzirrhosen. 

    7. Die Bauchspeicheldrüse 

    RSE_Verdauung_Bauchspeicheldrüse

    Die Bauchspeicheldrüse produziert wichtige Hormone, beispielsweise Insulin. Weiter gibt sie ein Verdauungssekret in den Zwölffingerdarm ab, damit der Darm die Nahrung aufnehmen kann.

    Wissen: Bis zu zwei Liter Bauchspeichelsekret produziert diese Drüse pro Tag. Sie gilt als wichtigste Verdauungsdrüse des Körpers. 

    Pathologie: Alkoholmissbrauch oder Gallensteine können zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse führen (Pankreatitis). Weiter können der in vielen Fällen tödliche Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) sowie die Zuckerkrankheit (Diabetes) auftreten.

    8. Der Dünndarm

    Illustration eines Dünndarms

    Die Aufgabe des Dünndarms ist es, Nährstoffe und Wasser aus dem Nahrungsbrei aufzunehmen. Mit dem Ende des Dünndarms beginnt der Dickdarm.

    Wissen: Der Dünndarm ist der längste Teil des Verdauungstraktes. Er kann eine Länge von bis zu sechs Meter erreichen. 

    Pathologie: Liegt eine Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie) vor, kann dies die Schleimhaut des Dünndarms schädigen und die Nährstoffaufnahme verunmöglichen. Ein Darmverschluss kann lebensbedrohlich sein und muss notfallmässig behandelt werden.

    9. Der Bilnddarm

    Illustration eines Blinddarms

    Der Blinddarm ist der oberste Teil des Dickdarms. Er führt nirgendwo hin und endet sozusagen «blind», was ihm seinen Namen gibt.

    Wissen: Die Aufgabe des Blinddarms ist immer noch nicht ganz geklärt. Lange galt er als unnütz. Heute wird er – ähnlich wie die Mandeln – als Teil unseres Immunsystems gesehen. 

    Pathologie: Der wurmartige Fortsatz (Appendix) des Blinddarms kann sich entzünden, was starke Schmerzen im rechten Unterbauch auslöst. Eine Blinddarmentzündung endet oft in einer Operation, in der dieser Wurmfortsatz entfernt wird.

    10. Der Dickdarm  

     Illustration eines Dickdarms

    Im Dickdarm befindet sich ein Grossteil der Darmflora. In seiner Funktion transportiert und speichert er den Stuhl und entzieht ihm Wasser.

    Wissen: Der Dickdarm enthält Billionen von Darmbakterien. Sämtliche dieser Bakterien auf eine Waage gelegt, ergäbe ein Gewicht von rund 1,5 Kilogramm. 

    Pathologie: Zu den bekanntesten Dickdarmerkrankungen gehören Blinddarmentzündung, Reizdarm, Darmkrebs und Hämorrhoiden. 

    11. Der Enddarm  

    Illustration Enddarm und Anus

    Den Abschluss unseres Verdauungssystems bilden der Enddarm und der Anus. Im Anus hat es einen inneren und einen äusseren Schliessmuskel, die den korrekten Verschluss, beziehungsweise die Entleerung des Enddarms ermöglichen. 

    Wissen: Ein Schliessmuskel ist ein ringförmiger Muskel, der ein Hohlorgan wie den Enddarm vollumfänglich abdichten kann.  

    Pathologie: Sind die Schliessmuskeln beschädigt, kann es zu Stuhlinkontinenz kommen. Weiter treten am Anus häufig Ekzeme, Abszesse oder Analfissuren auf. 

     

     

     

    Ernährungsberatung im Spital Emmental 

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