Patientensicherheit im Fokus

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    Patientensicherheit ist im Gesundheitswesen ein sehr präsentes Thema. Die Stiftung für Patientensicherheit veranstaltet jährlich eine Aktionswoche und übernimmt in diesem Jahr das Thema «Mehr Sicherheit. Für Patient:innen. Mit Patient:innen.» von der WHO (World Health Organisation). Der Fokus liegt auf der Beteiligung von Patient:innen und Angehörigen an der Gesundheitsversorgung. Die aktive Förderung einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Patient:innen, ihren Angehörigen und den Gesundheitsfachpersonen hat einen positiven Einfluss auf die Qualität der Behandlung, das Erleben des Spitalaufenthalts und stärkt zudem auch die Patient:innensicherheit.

    Was Patientensicherheit für die Pflege bedeutet und welche konkreten Massnahmen zum pflegerischen Alltag des Spitals Emmental gehören, erklärt Heidi Friedli-Wüthrich, Leitung Pflegeentwicklung.

    Text: Teresa Schmidt

    Patientensicherheit betrifft sehr viele Bereiche eines Spitalaufenthaltes, und nicht jeder Aspekt dieser Sicherheit ist sichtbar. Der Fokus in diesem Blogbeitrag liegt auf dem Fachgebiet der Pflege, wenngleich Patientensicherheit am Spital alle anderen Fachgebiete ebenfalls betrifft. Wie könnten Patientinnen und Patienten sich sicher fühlen, wenn nicht tagtäglich beispielsweise das Team der Hauswirtschaft für Ordnung und Sauberkeit, das Team der Küche für qualitativ hochwertiges Essen oder die IT für das sichere Funktionieren aller digitalen Systeme sorgen würde? Patientensicherheit befasst sich mit allen Belangen von Patientinnen und Patienten und steht am Spital Emmental immer im Fokus.

    Sich sicher fühlen ist ein immens wichtiger Faktor

    Die Pflege von Patientinnen und Patienten umfasst immer auch die Dimension der Interaktion und Beziehung. Dazu gehören auch die Angehörigen, die als Teil der Patient:innen-Situation betrachtet werden. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, definiert das Spital Emmental beim Patienteneintritt eine Kontaktperson, die die erste Ansprechperson ist, falls die Betroffenen nicht mehr selbst Auskunft geben können. So ist für alle Beteiligten sichergestellt, dass Informationen ausgetauscht, aber nur die richtigen Personen informiert werden können.

    «Die Pflege am Spital Emmental übernimmt, unter Einhaltung des Datenschutzes, aktive Angehörigenanrufe, sofern der Patient oder die Patientin dazu nicht selbst in der Lage sind. Es kommt zu einem Informationsaustausch, der Sicherheit für alle Beteiligten bringt», erklärt Heidi Friedli-Wüthrich, Leiterin Pflegeentwicklung am Spital Emmental.

    Drei Fragen für die Sicherheit alle Beteiligten

    Oftmals ist bei einem Patienteneintritt nicht viel Zeit, um sich über die Vorgeschichte der Betroffenen zu informieren. Das Spital Emmental setzt daher auf drei Standardfragen, die rasch einen Überblick über die Situation geben:

    • Gibt es etwas, dass wir von der Pflege unbedingt wissen müssen?
    • Wer ist für uns im Spital die Ansprechperson?
    • Wie wollen wir verbleiben bezüglich Benachrichtigung, wenn etwas passieren sollte?

    Mit diesen Fragen haben beide Seiten im Bedarfsfall Sicherheit: Die Betroffenen und deren Angehörige erhalten die notwendigen Informationen und das Spital Emmental weiss, wen es kontaktieren darf. Sie bilden erfahrungsgemäss die Grundlage für eine gelingende Zusammenarbeit und einen vertrauensvollen Beziehungsaufbau.

    Pflegeanamnese für den Blick hinter die Kulissen

    Die Pflegefachpersonen des Spitals Emmental setzen sich jeden Tag für die Pflege und bestmögliche Versorgungsqualität der Patientinnen und Patienten ein. Dabei wird eine patientenorientierte, sichere und professionelle Pflege angestrebt. Dazu gehört auch, eine Pflege- und Sozialanamnese, d.h. die Gesamtsituation der Betroffenen zu erfassen und die Sicht der Patienten und Patientinnen mit aufzunehmen. Das Ziel ist es, ein Gesamtbild der Situation zu erhalten, um sie so noch sicherer pflegen und behandeln zu können. Dabei ist die Frage: «Was ist Ihnen wichtig?» eine zentrale Frage und dient dem Anspruch der Patientenorientierung.

    Das Spital Emmental fokussiert auf die folgenden Ansätze:

    • Das Spital kennt die klinische Situation der Patientin oder des Patienten.
    • Das Spital kennt in wesentlichen Zügen die persönliche Lebenssituation.
    • Das Spital setzt auf Partizipation.

    «Wenn Patientinnen und Patienten Vertrauen in das Pflegefachpersonal haben, fühlen sie sich wohl und sicher. Sie haben damit die Sicherheit, dass sie sich auf die Pflegefachpersonen verlassen können und in guten Händen sind. Diese Sicherheit kann nur durch aktive Interaktion und Kommunikation zwischen Pflegeperson und Betroffenen sichergestellt werden», fasst Heidi Friedli-Wüthrich zusammen.

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    Innerhalb der Pflegeanamnese wird auch der Belastungsgrad der Angehörigen besprochen, da beispielsweise bei chronisch Kranken wichtig ist, dass die Patientensicherheit auch zu Hause gewährt werden kann.

    Wenn der Komplexitätsgrad einer Patientensituation sehr hoch ist, definiert das Spital Emmental eine pflegerische Bezugsperson. Jeder Patient und jede Patientin, aber auch die Angehörigen haben während der ganzen Hospitalisationszeit eine fix definierte Person, die zuständig ist für die Steuerung des Pflegeprozesses. Sie hat quasi alle Fäden in der Hand; das schafft Vertrauen und Sicherheit für Betroffene und deren Angehörige.

    Austrittsplanung und Rückmeldungen für stetige Weiterentwicklung

    Wenn Patientinnen und Patienten das Spital verlassen, gibt das Spital Emmental die Verantwortung rund um die Sicherheit nicht einfach ab – im Gegenteil. Das Spital sieht sich nach Austritten mit hohem Koordinationsaufwand in der Verantwortung, das Wiedereinleben zu Hause oder in weiterführender, medizinischer Betreuung ausserhalb des Spitals mit einem telefonischen Follow-up zu begleiten. Auch dabei geht es um das Gefühl von Sicherheit für Patient:innen und vor allem auch ihren Angehörigen.

    Um sich stetig weiterentwickeln zu können, fördert das Pflegepersonal des Spitals Emmental aktiv die Rückmeldungen, insbesondere von jenen, die mit ihrem Aufenthalt nicht zufrieden gewesen sind. Diese werden motiviert, ihren Unmut aktiv via Meldeformular ans Qualitätsmanagement zu äussern.

    «Nur so haben wir als Spital die Möglichkeit, uns weiterzuentwickeln und den Bedürfnissen unserer Patientinnen und Patienten gerecht zu werden», sagt Heidi Friedli-Wüthrich.


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