Leistenbruch: So verläuft die Behandlung

    Ein junger Mann mit schwarzer Unterhose trägt einen Herniengurt.




    Leistenbruch: Damit ist nicht zu spassen 

    Nur ein leichtes Ziehen oder höllische Schmerzen – Patienten nehmen die Symptome eines Leistenbruchs ganz unterschiedlich wahr. Eine Behandlung ist aber in jedem Fall wichtig, weiss Hernienspezialist Matthias Schneider.

    Text: Vivien Wassermann/Tamara Tiefenauer • Geprüft von: Dr. med. Matthias Schneider, Chefarzt Chirurgie Langnau 

     

    Bei einem Leistenbruch ist zwar nichts gebrochen. Zu spassen ist damit aber trotzdem nicht. Denn das Bindegewebe des Leistenkanals ist gerissen, der Bauchraum nicht mehr geschlossen. Im schlimmsten Fall gelangen über den Riss Fettgewebe und Darm aus dem Bauchraum. Von aussen ist dann eine Ausstülpung tastbar und sichtbar. Man nennt diese auch Bruchsack. Typische Ursachen für einen erworbenen Leistenbruch sind das Heben schwerer Lasten, starkes Pressen bei chronischer Verstopfung, Husten oder starke sportliche Belastung. 

    Leistenbruch beim Mann: Illustration plus DetailansichtBei einem Leistenbruch reisst das Bindgewebe des Bauchraums. Dadurch kann sich der Darm ausstülpen.

     

    Schmerzen bereitet ein Leistenbruch zunächst nicht unbedingt. Matthias Schneider: «Manche Patienten leben nahezu beschwerdefrei damit, andere gewöhnen sich an ein Druckgefühl in der Leistengegend.» Manche Personen aber leiden unter starken Schmerzen. Diese strahlen bei Männern bis in den Hodensack aus, bei Frauen bis in die Schamlippen. Diese Schmerzen sind ein Alarmsignal, sagt Matthias Schneider; weitere Abklärungen sind sinnvoll.


    Leistenbruch-Operation ist die Regel 

    Ob bei extremen Schmerzen oder bei schwachen Symptomen: «Die meisten Leistenhernien behandeln wir mit einem operativen Eingriff. Dabei gibt es verschiedene Verfahren. Meistens führen wir den Eingriff endoskopisch durch.» Das heisst: Über nur drei kleine Schnitte verschaffen sich die Chirurgen Zugriff zu Bauchraum und Leiste. Dann verlagern sie den Inhalt des Bruchsackes zurück in den Bauchraum und legen ein Netz über die gerissene Stelle. «Dieses hält anschliessend alles an seinem Platz und verkleinert das Risiko eines erneuten Leistenbruchs», sagt Matthias Schneider.


    «Sobald die Gefahr besteht, dass Eingeweide aus dem Bauchraum austreten, ist ein operativer Eingriff nötig.» 

    Matthias Schneider, Chefarzt Chirurgie

     

    Matthias_Schneider

     


    Leistenhernie bei Babys

    Insbesondere männliche Säuglinge und Frühgeborene leiden oft an einem Leistenbruch. Bis zu vier Prozent der Neugeborenen kommen mit einer Hernie zur Welt. Die Ursache dafür ist eine Ausstülpung des Bauchfells in den Leistenkanal. Diese ist beim Fötus noch im Mutterbauch entstanden und hat sich nicht mehr zurückgebildet. Die Hernie zeigt sich wie bei Erwachsenen mit einer Schwellung bei der Leiste oder am Hodensack. In vielen Fällen verschwindet die Ausstülpung zwar wieder von alleine. Trotzdem sollte ein Kinderarzt prüfen, ob wirklich alles in Ordnung ist. Schreit das Kind vor Schmerzen oder erbricht gar? Bringen Sie es sofort zum Kinderarzt oder ins Spital. Dann ist möglicherweise ein Teil des Darms oder bei Säuglingsmädchen der Eierstock eingeklemmt. Meist ist dann eine Notoperation nötig.




    Leistenbruch behandeln bei leichten Beschwerden
     

    In seltenen Fällen können Patienten auf eine Operation verzichten. Voraussetzung: Der Leistenbruch verursacht keine Schmerzen und vergrössert sich nicht. Betroffene müssen sich aber regelmässig untersuchen lassen. «Wir nennen das ‹Watchful Waiting›», sagt Matthias Schneider. «Teilweise können wir Monate zuwarten. Sobald aber die Gefahr besteht, dass Eingeweide aus dem Bauchraum austreten, ist ein operativer Eingriff nötig.»

    Weil die endoskopische Operationstechnik so schonend ist, wird der Eingriff meistens ambulant durchgeführt. Auch körperliche Belastung ist nach dem Eingriff schnell wieder möglich: «Schon wenige Stunden nach der Operation können die Patienten leichte Bewegungsübungen ausführen», so Matthias Schneider. Die Art und Intensität der Bewegung steigern sie dann nach und nach. Wichtig aber: «Schweres Heben sollten die Betroffenen in den ersten zwei bis drei Wochen unterlassen.» 
     

     


    Hernien – was ist das überhaupt? 

    Die Leistenhernie ist nur eine mögliche Form einer Hernie. Die sogenannten Eingeweidebrüche können an der gesamten Bauchwand auftreten. Man spricht von einer Hernie, wenn die Bauchwand reisst. Die Ursache dafür ist häufig schwaches Bindegewebe, verbunden mit starker Belastung, beispielsweise beim Heben schwerer Lasten. Gefährlich ist eine Hernie, wenn Eingeweide aus dem Bauchraum austreten. Denn dann besteht das Risiko, dass Organe durch die Risse gedrückt und abgeklemmt werden.



     

    Männer sind häufiger betroffen als Frauen  

    Etwa jeder vierte Mann ist einmal im Leben von einer gebrochenen Leiste betroffen, bei den Frauen hingegen sind es nur drei Prozent. Die Ursache dafür ist die männliche Anatomie, wie Matthias Schneider erklärt: «Die Leiste ist ein röhrenförmiger Kanal, der die Bauchhöhle mit der äusseren Genitalregion verbindet. Er bildet sich während der embryonalen Entwicklung; bei den männlichen Embryos durch das Absteigen der Hoden, bei weiblichen ist dies der Weg für das Mutterband, das mit der Gebärmutter verbunden ist.» Der Leistenkanal ist bei Männern etwas weiter und damit anfälliger für Verletzungen als bei Frauen. 

     
     
     

     

    Hernienchirurgie am Spital Emmental 
    Spüren Sie an Ihrer Leiste eine Ausstülpung? Oder leiden Sie an Schmerzen in der Leistengegend? Die Spezialisten des Spitals Emmental helfen Ihnen gerne weiter. 

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