Hämorrhoiden: Mittel gegen das Volksleiden

    Hämorrhoiden: Eine Rolle mit Klopapier, umwickelt mit Stacheldraht



    Hämorrhoiden: Viele leiden darunter, wenige reden darüber 

    Rund die Hälfte aller über 30 Jahre alten Menschen sind von einem Hämorrhoidalleiden betroffen. Wann reicht der Gang in die Apotheke und ab wann muss der Chirurg Hämorrhoiden behandeln? 

    Text: Lennart Adam • Geprüft von: Prof. Dr. med. Stephan Vorburger, Chefarzt und Leiter Chirurgische Kliniken


    In der Umgangssprache meinen wir mit Hämorrhoiden oft die Beschwerden beim Stuhlgang. Hämorrhoiden sind aber etwas Normales, ja Nützliches. Als Schwellkörper übernehmen sie eine wichtige Funktion in der Schleimhaut des unteren Enddarms: Ohne sie könnten wir Luft und Flüssigkeit im Analkanal nicht zurückhalten.

    Unangenehm werden Hämorrhoiden, wenn sie sich vergrössern. Das kann Beschwerden auslösen, zum Beispiel Blutungen während des Stuhlgangs. Ausserdem entweichen manchmal ungewollt Flüssigkeit oder Stuhlgang. Das liegt daran, dass der After nicht mehr richtig schliesst. Man spricht dann vom Stuhlschmieren. Auch wenn es brennt, sticht und juckt am Darmausgang sind das Anzeichen für vergrösserte Hämorrhoiden.

    Hämorrhoidalleiden kennt viele Ursachen 

    Die Beschwerden haben verschiedene Ursachen. Übergewicht oder Schwangerschaft sind ebenso mögliche Gründe wie eine Veranlagung. Auch eine chronische Verstopfung kann eine Vergrösserung der Hämorrhoiden verursachen. Langes Sitzen auf der Toilette erzeugt ebenfalls einen Druck auf den Darmausgang. Wichtig ist, dass der Enddarm und der Verschlussmuskel gut zusammen harmonieren. Das kann durch voluminösen, weichen Stuhl gefördert werden und wird bei harten kleinen Stuhlballen erschwert.


    Hämorrhoidenihre Ausprägung und Behandlung

    Mit den Beschwerden sind viele Menschen nicht allein. Jede zweite Person über 30 Jahren leidet unter vergrösserten Hämorrhoiden. Dabei unterscheidet man zwischen unterschiedlichen Symptomen und Schweregraden (1-4).

    • Erkrankungen ersten und zweiten Grades werden von Betroffenen oft erst entdeckt, wenn Blutungen auftreten. Symptome sind selten.  
    • Hämorrhoidalleiden dritten Grades werden oft schon gespürt. Besonders wenn sie, zum Beispiel beim Stuhlgang, vor die Afteröffnung treten. Die Hämorrhoiden ziehen sich aber in der Regel spontan zurück. Juckreiz und gegebenenfalls sogar Stuhlschmieren begleiten dieses Stadium. 
    • Die schwerwiegendste Form führt dazu, dass die vergrösserten Hämorrhoiden anschwellen und sich nicht mehr selbstständig zurückziehen. Spätestens dann bringen Schmerzen durch Schwellungen in diesem empfindlichen Gebiet die Patientinnen und Patienten in die Arztpraxis.

    Illustration von Hämorrhoiden ersten bis vierten Grades

    Hämorrhoiden unterschieden sich in ihrem Schweregrad. Hämorrhoiden ersten Grades verlaufen oft ohne Symptome. Hämorrhoiden vierten Grades tun weh und erfordern oft einen chirurgischen Eingriff.  


    Hämorrhoidalleiden richtig behandeln

    Obwohl viele Menschen betroffen sind, ist das Thema Hämorrhoiden immer noch ein Tabu. Viele leiden deshalb unnötig. Dabei gibt es viele erfolgsversprechende Behandlungsmöglichkeiten. 

    Bei leichten Symptomen können schon einfache Mittel helfen. Wichtig ist es, dass die Betroffenen viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Auch eine ballaststoffreiche Ernährung und Bewegung fördern die Verdauung. Eine Verstopfung ist zu vermeiden, ein voluminöser Stuhl wird angestrebt. Apotheken bieten darüber hinaus Salben und Zäpfchen an. Ähnlich wie bei Krampfadern bilden sich die erweiterten Venen so aber nicht zurück. «Diese Mittel lindern nur die Symptome. Die Ursache selbst beheben sie aber nicht», so Stephan Vorburger. Immerhin jedoch verzögern sie ein Fortschreiten der Erkrankung. 

    Ab dem zweiten Schweregrad reichen Salben oft nicht mehr. Dafür bietet das Veröden oder Unterbinden der Venen – zum Beispiel als Gummibandligatur – eine sehr gute und wenig belastende Therapie. Sie kann ohne Narkose während einer Enddarmspiegelung (Anoskopie) gemacht werden. Bei diesem Verfahren stellen Ärzte und Ärztinnen das Ausmass der Hämorrhoidal-Erkrankung fest. Sie führen die Untersuchung in der Sprechstunde durch; sie dauert nur wenige Minuten, und es braucht keine spezielle Vorbereitung. 


    Hämorrhoiden operieren: Das sind die Möglichkeiten

    Frühestens ab Hämorrhoiden im dritten Stadium wird von einer Operation gesprochen. Als traditionelle Behandlung gilt die Hämorrhoiden-OP, bei der die vergrösserten Hämorrhoiden weggeschnitten werden. Viele alternative Methoden – zum Beispiel mit dem Laser – können auch gute Resultate erzielen. In letzter Zeit hat die sogenannte Stapler-Behandlung an Bedeutung verloren. Sie wird nur noch bei Hämorrhoiden dritten Grades, die rund um den ganzen After gehen, empfohlen. 

    Bei einer Erkrankung vierten Grades bis und mit Schleimhautvorfall ist das Hämorrhoidalleiden bereits derart ausgeprägt und oft von Schmerz begleitet, dass eine Therapie ohne chirurgischen Eingriff grundsätzlich nicht mehr möglich ist. «Welches Verfahren für die Behandlung zielführend ist, besprechen wir gemeinsam mit den Patienten und den Gastroenterologen. Im Rahmen der Proktologie-Spezialsprechstunde entscheiden wir individuell anhand der Beschwerden», sagt Professor Vorburger.  


    Auch ein Tumor kann Blutungen und Schmerzen auslösen 

    Ganz wichtig: Nicht immer haben Symptome wie ein schmerzhafter Analbereich oder Blut im Stuhl etwas mit Hämorrhoiden zu tun. Betroffene sollten bei diesen Symptomen daher einen Arzt aufsuchen. Eine Darmspiegelung ist obligatorisch, bevor man erweiterte Hämorrhoiden als Ursache für die Blutung erklärt.


    «Welches Verfahren für die Behandlung zielführend ist, besprechen wir gemeinsam mit den Patienten und den Gastroenterologen. Im Rahmen der Proktologie-Spezialsprechstunde entscheiden wir individuell anhand der Beschwerden.»  

    Stephan Vorburger, Chefarzt und Leiter Chirurgische Kliniken

     

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    Chirurgie am Spital Emmental 
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