Januar 2024: Erika Lüscher hat zwei Kinder allein grossgezogen und parallel mehrere Jobs bewältigt. Einer davon ist heute in der Patientenadministration des Spitals Emmental. Wie sehr der «Nichtzahlenmensch» Erika Lüscher immer wieder mit Zahlen konfrontiert worden ist und mit welcher Leidenschaft sie das Spital Emmental nach aussen vertritt, berichtet sie im Interview.
Text: Teresa Schmidt
Zwei kleine Kinder mit Anfang 20, alleinerziehend, keine Betreuungsangebote in Langnau und ständig die Frage im Kopf, wie der Alltag funktionieren soll: Etwa so sah Erika Lüschers Leben in den 80er-Jahren aus. Den Kopf in den Sand stecken wollte die junge Mutter aber nicht. Stattdessen ist sie als «Streetworkerin» losgezogen, hat überall für eine berufliche Anstellung angeklopft und ist als Beraterin für Krankenversicherungen in Berührung mit der Gesundheitsbranche gekommen.
«Die Zeit war sicher nicht nur angenehm, vor allem, weil ich mit der Kinderbetreuung meist allein war. Aber die Heimarbeit im Versicherungswesen, in dem ich auch eine Krankenkassensektion betreuen durfte, hat mich immer wieder in Kontakt mit der Fakturierung des damaligen ‹Regionalspitals Langnau› gebracht. Und das, obwohl ich noch heute von mir sagen würde, dass ich kein Zahlenmensch bin», erzählt Erika Lüscher schmunzelnd.
Mit dem Wissen, dass die Fakturierung mehr als ausgelastet war, schickte Erika Lüscher eine Blindbewerbung ans Spital und wurde vom damaligen Leiter des Spitals, Peter Schär, als Versicherungsberaterin für die Ärztinnen und Ärzte eingestellt.
«Das war eine enorme Chance für mich und gleichzeitig eine Herausforderung: Ich habe bis anhin sehr ‹papierlastig› und von Hand gearbeitet und war plötzlich vor moderne Computer und andere Anforderungen gestellt. Zudem war Peter Schär als Patron, der sein Personal kannte, forderte und förderte, für mich eine tolle Erfahrung», so Erika Lüscher weiter.
Da sie direkt unterhalb des Spitals wohnte, war die Logistik für die Familie plötzlich viel einfacher und neben einer 40%-Anstellung im Spital Emmental verwirklichte sich Erika Lüscher kreativ in einem Schmuck- und Nähatelier. «Das klingt nach einem intensiven Pensum und ja das war es auch. Aber ich konnte mich so tagsüber gut um meine Kinder kümmern, denn Fakturieren geht zeitlich immer, also auch am Abend oder am Wochenende», fasst Erika Lüscher den Alltag zusammen.
Das Spital Emmental gefiel Erika Lüscher, aber mit einem KV-Abschluss wollte sie gern noch etwas anderes machen, und es zog sie weiter in die Hirslandenkliniken Salem und «Beau Site». Dort war sie verantwortlich für die Kostenabrechnungen nichtpflichtiger Leistungen und Kostengutsprachen für ausländische Patienten und war wieder mit Zahlen konfrontiert. Nach knapp zwei Jahren merkte Erika Lüscher aber, dass das Bauchgefühl für den Arbeitsort nicht mehr stimmte und entschied sich für eine Pause. Eine Pause inklusive Blindbewerbung am Spital Emmental in Burgdorf in der Patientenadministration. Die Pause hatte sich damit erledigt: Vier Jahre unterstützte Erika Lüscher das Team in Burgdorf, hielt aber immer die Augen offen für einen Wechsel nach Langnau. 16 Jahre ist dieser Wechsel mittlerweile her und die Leidenschaft für Patientinnen und Patienten ist geblieben.
«Für mich ist der Empfang des Spitals der erste Eindruck für alle, egal ob Patientin, Patient, Angehörige, Pflegepersonal, Jobbewerbende oder Ärztinnen und Ärzte. Was wir als Team machen, ist ‹Dienst am Kunden›, und das versuchte ich als Berufsbildnerin auch den Lernenden zu vermitteln», berichtet sie aus ihrem Arbeitsalltag.
In den vergangen 20 Jahren war das Spital immer ein stabiler Ort für Erika Lüscher, mit Ausnahme der Pandemiejahre. Diese beschreibt sie selbst als schwierig: «Mit allen Fragen und Anforderungen an Impfen, Testen und Co. kam alles aufs Mal bei uns zusammen. Ich glaube, das war auch in Burgdorf eine schwierige Zeit, aber ich habe den Eindruck, dass Langnau noch intensiver betroffen war, weil die Menschen im Oberen Emmental noch mehr auf unsere Hilfe als Administrationsteam angewiesen waren. Und das Einzugsbiet ist sehr weitläufig.»
Seit etwa einem Jahr sagt Erika Lüscher, fühlt sich die Arbeit wieder wirklich wie die Dienstleistung an, die sie allen anbieten möchte, die das Spital betreten: «Ich möchte, dass die Leute ins Spital kommen und dass sie das gern tun. Gleichzeitig sollen sie auch mit einem guten Gefühl wieder gehen und der Empfang ist für den ersten Eindruck des Spitals der wichtigste Berührungspunkt. Ich hatte während all dieser Jahre viele wunderbare Begegnungen mit Menschen, habe viel Leid, aber auch viel Freude erlebt und bin allen, die bei uns am Empfang vorbeikommen, dankbar dafür, dass sie uns als Spital als ‹klein, freundlich und familiär› wahrnehmen.»
Erika Lüscher freut sich trotz der Leidenschaft für den Beruf auf ihre Frühpensionierung, um die Zeit für ihren Mann, ihre Kinder und die mittlerweile fünf Enkelkinder nutzen zu können.
Das Spital Emmental dankt Erika Lüscher herzlich für ihren Einsatz für unsere Patientinnen und Patienten.