Jubiläum: 25 Jahre Beatrice Graf

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    Dezember 2023: Den Weg in die Psychiatrie hat Beatrice Graf nicht bewusst gewählt – er hat sich viel mehr ergeben. Sie hat in ihren 25 Jahren am Spital Emmental nicht nur den Aufbau einer aufsuchenden Psychiatrie mitgetragen, sondern unterstützte auch die Entstehung des heutigen Triage- und Notfallsystems und den Aufbau der Kriseninterventionsstation im Spital Burdorf. Was Beatrice Graf am Spital Emmental schätzt und warum sie auch nach 25 Jahren noch Freude am Beruf hat, erzählt sie im Interview.

    Text: Teresa Schmidt

    Nach einem Haushaltslehrjahr, einer ersten Ausbildung als Spitalgehilfin und der zweiten Ausbildung zur Pflegerin FaSRK, entschied sich Beatrice Graf kurz vor dem 30. Lebensjahr für einen neuen Berufsweg und begann die dreijährige Ausbildung zur Fachfrau Psychiatrie HF. 

    «In die Pflege wollte ich, dass wusste ich schon sehr lang, aber der Entscheid für die Psychiatrie ist aus dem Bauch heraus entstanden. Es war wohl ausschlaggebend, dass ich Patientinnen und Patienten ganzheitlicher begleiten wollte und mir das Gespräch dabei sehr wichtig ist, um ihre Lebenswelt zu erfassen und passende Hilfestellungen zu geben» erzählt Beatrice Graf im Gespräch.

    Der Weg in die Psychiatrie des Spitals Emmental ergab sich dann aber doch zufällig, weil Beatrice Graf die Wunschstelle als Pflegefachfrau in der Spitex in Koppigen nicht bekam und sich stattdessen auf den Hinweis ihres damaligen «Oberpflegers» auf eine freie Stelle in der Psychiatrie Emmental auf der Krisenstation bewarb und angenommen wurde. Beatrice Graf gefiel hier sehr, wie wertschätzend und freundlich mit den Betroffenen und dem Personal umgegangen wurde. Zu Beginn arbeitete sie fünf Jahre auf der Station und wechselte dann in die psychiatrische Tagesklinik, dazumal in Oberburg. Anschliessend wollte sie eine Auszeit in Form von unbezahlten Ferien nehmen. Da dies nicht möglich war kündigte sie die Stelle.

    Sechs Monate später folgte ein Anruf von der Psychiatrie Burgdorf, der Beatrice Graf ans Spital Emmental zurückholte: «Ich bin sehr gern ans Spital Emmental zurückgekommen, wusste aber, dass ich nicht wieder auf der Station arbeiten wollte. Es war mir ein grosses Bedürfnis, in der Lebenswelt von den Betroffenen Hilfestellungen zu geben. Ich habe die gemeindepsychiatrische Ausbildung in Zürich absolviert und hatte den Wunsch, hier am Spital ein ‹aufsuchendes› Angebot aufzubauen - sei es für die Übergänge vom stationären Bereich zurück nach Hause oder um Hilfestellungen zu Hause im und mit dem Umfeld aufzugleisen.»

    Aus dieser Idee, die auch das Thema ihrer Abschlussarbeit war, entstand das Angebot der aufsuchenden Pflege. Durch das Projekt sind Pflegefachpersonen, Patientinnen, Patienten sowie und Therapeutinnen und Therapeuten zusammengekommen und haben gemeinsam für die Behandlung der Betroffenen sorgen können. Das Projekt wurde mit und durch freischaffende Fachleute aufgebaut, die durch ihre Teilzeittätigkeit jedoch nie den ganzen Bedarf abdecken konnten. «Irgendwann mussten wir uns eingestehen, dass es mehr Kontinuität braucht, und wir haben mehr eigenes, fix tätiges Personal für das Angebot eingestellt. Über zehn Jahre waren wir eine eigene Abteilung, die aus Pflegefachpersonen bestand und unser Einzugsgebiet mit aufsuchender Psychiatrischen Pflege versorgte. Nach zehn Jahren wurde die Abteilung in unsere Ambulatorien integriert.»

    Während all diesen Jahren absolvierte die Fachfrau Psychiatrie eine Vielzahl von Weiterbildungen, u. a. in den Themen Lebens- und Trauerbegleitung, Gemeindepsychiatrie sowie einige CAS für ressourcenorientierte Beratungen, Suchtberatung und Krisen. 2018 übernahm sie die Bereichsleitung Burgdorf Spital; dazu gehörte die Triage-Notfallstation und der Aufbau der neuen Kriseninterventionsstation im Spital Burgdorf.

    «Der Gedanke, dass ich die Weiterentwicklung der Triage-Notfallabteilung mitgestalten und somit die Pflege in diese Abteilung integrieren konnte, hat mir sehr entsprochen. Im zweiten Schritt kam der Aufbau der offenen Kriseninterventionsstation, wo es mir möglich war, neue Akzente zu setzen. Stichworte sind da zum Beispiel eine recovery orientierte Haltung, beziehungsorientierte Intensivbegleitung, interprofessionelle Behandlungsteams oder Elemente aus dem offenen Dialog. Viele moderne Behandlungsansätze konnten wir auf der neuen Station mit einem neuen hochmotivierten Team aufbauen. Heute haben wir eine moderne patientenorientierte Psychiatrie, die es den Menschen ermöglicht, eine für sie passende Unterstützung auf ihrem Genesungsweg zu erhalten, sei diese ambulant, aufsuchend, teil- oder stationär.»

    Die Arbeit in der Psychiatrie des Spitals Emmental entspricht der Fachfrau noch immer voll und ganz – insbesondere gefällt ihr die in der Psychiatrie Emmental gelebte Haltung MIT dem Patienten oder der Patientin zu sprechen und nicht ÜBER ihn bzw. sie. «Bei uns stimmen wir mit den Patientinnen und Patienten zusammen die Behandlung auf ihre individuellen Bedürfnisse ab.»

    Auf Veränderungen am Spital Emmental angesprochen, meint Beatrice Graf: «Ich denke, dass Menschen heute eher bereit sind, psychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen – es wird weniger stigmatisiert als früher und es ist häufiger möglich, ambulant statt stationär zu behandeln. Ich hatte in meiner Zeit am Spital Emmental auch immer Vorgesetzte, die eine sozialpsychiatrische Grundhaltung lebten, was mir sehr wichtig ist und für mich die Grundlage, in der Psychiatrie zu arbeiten. Mir sind von meinen Vorgesetzten viele Möglichkeiten eröffnet worden und ich konnte dank flacher Strukturen vieles umsetzen, das mir Freude macht. Ebenso hatte ich in all den Jahren viele schöne und berührende Begegnungen mit ganz verschieden Menschen und dafür bin ich dankbar.»

    Das Spital Emmental dankt Beatrice Graf herzlich für ihren Einsatz für unsere Patientinnen und Patienten. 

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