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28. April 2025
Wissen
Vorsorge
Nephrologie

Mit gesundem Lebensstil einem Nierenversagen vorbeugen

Die Nieren finden oft erst Beachtung, wenn sie bereits geschädigt sind. Doch mit einer gesunden Lebensweise und der Kontrolle von Risikofaktoren kann jede und jeder einen entscheidenden Beitrag zur Nierengesundheit leisten.

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Die zwei ca. zwölf Zentimeter langen, bohnenförmigen Nieren sind mit je 150 bis 170 Gramm Leichtgewichte, doch die Hochleistungsorgane erfüllen in unserem Körper lebenswichtige Aufgaben: Sie filtern Gift- und Abfallstoffe aus unserem Blut und erzeugen ein bis zwei Liter Urin pro Tag. Sie regeln den Wasser-, Salz- und Säure-Basen-Haushalt, regulieren den Blutdruck und produzieren wichtige Hormone, welche für die Bildung der roten Blutkörperchen und für den Knochenstoffwechsel notwendig sind.

Sind die Nieren geschädigt, laufen diese Prozesse nicht mehr reibungslos ab. Abfall- und Giftstoffe aus dem Stoffwechsel sammeln sich im Blut an und der Salz- und Wasserhaushalt im Körper gerät aus der Balance, was zu Bluthochdruck und Wasseransammlungen im Körper führt. Zudem kommt es zu einer Übersäuerung und zu Blutarmut. Wegen der reduzierten Vitamin-D-Produktion werden überdies die Knochen geschwächt.

Nieren leiden leise

«Eine Nierenschädigung entwickelt sich schleichend und bleibt oft über einen langen Zeitraum unbemerkt, da sie anfangs kaum Symptome verursacht. Meist spüren Betroffene das Nierenversagen erst, wenn die Nieren bereits 85 bis 90 Prozent ihrer Funktion eingebüsst haben», sagt Maja Klein Lüthi, Leitende Ärztin der Nephrologie am Spital Emmental, und fährt fort: «Beschwerden wie Atemnot, Erschöpfung, Appetitlosigkeit, Juckreiz, Schwellungen an den Beinen oder Gewichtszunahme wegen einer verminderten Urinproduktion treten meist erst auf, wenn die Nierenfunktion bereits erheblich eingeschränkt ist.» Viel früher machen sich Folgeerscheinungen wie Bluthochdruck, Blutarmut oder Knochenerkrankungen bemerkbar. Deshalb spricht man auch vom «stillen Leiden der Nieren».

Etwa zehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung in der Schweiz sind von einer chronischen Nierenerkrankung betroffen – neun von zehn Personen wissen nichts davon. Eine Nierenschwäche kann zwar in jedem Alter auftreten, allerdings nimmt auch beim gesunden Menschen die Nierenfunktion etwa ab dem 35. Lebensjahr langsam ab und das Risiko, an einem Nierenleiden zu erkranken, steigt ab dem 60. Lebensjahr. «Es ist normal, dass die Funktion der Nieren im Alter leicht abnimmt. Der Abbau kann jedoch durch gewisse Lebensstilfaktoren verlangsamt werden – andere wiederum wirken beschleunigend und sollten reduziert werden», sagt die Nephrologin.

Früherkennung äusserst wichtig

Die wichtigsten Risikofaktoren für Nierenerkrankungen sind Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht. Weitere Ursachen sind Entzündungen der Nierenfilterchen (eine sogenannte Glomerulonephritis), eine familiäre Belastung für Nierenerkrankungen, Herzerkrankungen, Infektionen und Nebenwirkungen von Medikamenten. Wer unter diesen Erkrankungen leidet, sollte ein besonderes Augenmerk auf die Nierenfunktion haben. «Bei Patientinnen und Patienten mit Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen suchen Hausärztinnen und Hausärzte gezielt nach einer Nierenschwäche», so Maja Klein Lüthi. Damit folgen sie den Richtlinien für Allgemeinmedizinerinnen und Internisten der Schweizerischen Gesellschaft für Nephrologie. Für Patientinnen und Patienten mit Diabetes oder Bluthochdruck ist ein jährlicher Check der Nierenfunktion in der hausärztlichen Sprechstunde empfohlen.

«Gerade weil sich Nierenschäden so spät bemerkbar machen, ist es wichtig, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen, damit die Patientinnen und Patienten optimal betreut werden können und der Verlauf der Nierenerkrankung durch eine Therapie positiv beeinflusst werden kann. Oft können so schwerwiegende Folgen wie die Dialyse aufgrund eines Nierenversagens oder eine Nierentransplantation aufgeschoben oder verhindert werden», erklärt die Spezialistin.

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«Zwar erholen sich die geschädigten Zellen bei einer chronischen Nierenerkrankung nicht mehr, aber der Verlauf der Erkrankung kann mit einer Veränderung des Lebensstils verlangsamt oder sogar gestoppt werden.»

Maja Klein Lüthi
Leitende Ärztin Nephrologie

Schützende Lebensstilmassnahmen

Die Nieren sind sehr gut durchblutete Organe – oder anders ausgedrückt: Ihre Funktion hängt stark vom Zustand der winzigen Blutgefässe ab. «Deshalb gilt grundsätzlich: Alle Massnahmen, die Gefässe und Kreislauf schützen, schützen die Nieren», sagt Maja Klein Lüthi und fährt fort: «Das heisst, man muss den Blutdruck gut einstellen, das Rauchen stoppen, bei Diabetes den Blutzucker gut einstellen, die Salzzufuhr drosseln, Übergewicht reduzieren und auf genügend Bewegung und eine gesunde Ernährung achten.» Parallel helfen allenfalls Medikamente, die Grunderkrankung zu behandeln und die Eiweissausscheidung im Urin zu reduzieren und so das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.

Zudem dürfen potenziell nierenschädigende Medikamente nur mit Vorsicht und über einen beschränkten Zeitraum eingesetzt beziehungsweise bei bereits vorgeschädigten Nieren gar nicht eingenommen werden. «Dazu gehören beispielsweise antientzündliche Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac, gewisse Antibiotika, zu stark entwässernde Medikamente oder Röntgenkontrastmittel», sagt Maja Klein Lüthi. «Es empfiehlt sich darum, die Medikation regelmässig ärztlich überprüfen zu lassen und auch rezeptfrei erhältliche Schmerzmittel nicht über einen längeren Zeitraum auf eigene Faust einzunehmen.»


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