Hüftarthrose: Diagnose und Therapie

    Eine Hüftarthrose ist Folge einer Abnutzung des Hüftgelenks und kann sehr schmerzhaft sein. Alles über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten.



    Wer beim Gehen Schmerzen in Hüftnähe wahrnimmt, leidet möglicherweise an einer Coxarthrose, einer Arthrose im Hüftgelenk. Ronald Wanner, Oberarzt Orthopädie am Spital Emmental, über Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der Hüftarthrose.

    Text: Luk von Bergen • Geprüft von: pract.med. Ronald Wanner, Oberarzt Orthopädie

      

    «Eine Arthrose ist eine degenerative Gelenkserkrankung», sagt Ronald Wanner. «Es handelt sich dabei um den Verschleiss des Knorpels, der Gleitfläche des Gelenks. Bei einer sogenannten Coxarthrose ist das Hüftgelenk betroffen.» Klar, jedes Gelenk nutzt sich mit zunehmendem Alter stetig ab, was im Grunde genommen einem natürlichen Prozess entspricht. So sind viele der Patienten, die am Spital Emmental wegen einer Hüftarthrose behandelt werden, zwischen sechzig und siebzig Jahre alt. «Nebst den Alterserscheinungen kann selten auch eine unfallbedingte Schädigung die Ursache für eine Arthrose sein. Zudem gibt es angeborene oder früh erworbene Fehlbildungen oder -stellungen, bei denen die Biomechanik des Hüftgelenks nicht optimal spielt.» Heute ist es deshalb Standard, dass bereits Neugeborene einem Screening unterzogen werden. So erkennen und behandeln die Ärzte die sogenannte Dysplasie schon im Säuglingsalter. Sie ist eine der wichtigsten Fehlstellungen und kann später zu einer Arthrose führen.


    Arthrose wird unterschiedlich wahrgenommen

    Eine Hüftarthrose nistet sich oft schleichend im Gelenk ein. Gewisse Alltagsbelastungen wie Gehen verursachen plötzlich Schmerzen. «Viele Patienten nehmen die Beschwerden eher in der Leistengegend wahr», sagt Ronald Wanner. «Andere klagen über gesässseitige Schmerzen, je nachdem, wo der Verschleiss des Hüftgelenks respektive des Knorpels lokalisiert ist.» Was erst nur punktuell hinderlich ist, breitet sich nach und nach stärker aus. Die Beschwerden treten teils beim Sitzen oder beim morgendlichen Aufstehen auf, später gar ganz ohne Belastung beim Liegen oder Schlafen. Zudem kann eine Hüftarthrose oft in den Oberschenkel, seltener gegen den Rücken ausstrahlen. Wie stark und wie rasch die Abnutzung des Gelenks in der Hüfte vonstatten geht, ist unterschiedlich. Wie intensiv die Schmerzen sind, ist ebenfalls sehr individuell. «Manche Patienten sprechen von einem dumpfen, andere von einem stechenden Schmerz», sagt Ronald Wanner. «Gerade aufgrund der unterschiedlichen Formen und Ausprägungen der Arthrose ist eine sorgfältige Untersuchung und Diagnosestellung unabdingbar.»


    Vom Hausarzt zum Fachspezialisten

    Die erste Anlaufstelle bei Beschwerden aller Art ist meist der Hausarzt, der bereits erste Abklärungen vornimmt. Wenn aber Schmerzmittel oder eine entsprechende Physiotherapie keine befriedigende Wirkung erzielen, sind die Fachärzte der Hüftorthopädie am Spital Emmental gefragt. Ronald Wanner: «Nebst einem ausführlichen Gespräch versuchen wir, den Beschwerden mittels radiologischer Basisdiagnostik auf die Spur zu kommen.» Dazu gehört das Röntgen und, falls nötig, ein MRI der Hüfte sowie weitere Untersuchungen. «Um eine präzise Diagnose zu stellen, braucht es oft viel Erfahrung. Wir behandeln in erster Linie Patienten und nicht deren Röntgenbilder.» Denn es kommt nicht selten vor, dass die Schmerzursache woanders liegt, selbst wenn der Patient, die Patientin tatsächlich eine Hüftarthrose hat.



    «Um eine präzise Diagnose zu stellen, braucht es oft viel Erfahrung. Wir behandeln in erster Linie Patienten und nicht deren Röntgenbilder 

    Ronald Wanner, Oberarzt Orthopädie

     

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    Konservative Behandlung bei Hüftarthrose

    Das Fortschreiten der Coxarthrose lässt sich grundsätzlich nicht aufhalten. Wichtig für Betroffene ist es, die Abnutzung der Hüftgelenke nicht zusätzlich und aktiv zu fördern. «Schmerzauslösende Faktoren gilt es zu reduzieren», sagt Ronald Wanner. «Wir empfehlen, alles was mit Schlägen aufs Gelenk verbunden ist, beispielsweise Joggen, vorerst auszusetzen.» Um Knorpel und Gelenke generell zu entlasten, empfiehlt sich bei übergewichtigen Patienten auch eine Gewichtsreduktion. Wird die Hüftarthrose stärker, gibt es nebst der Aktivitätsanpassung eine ganze Palette an Möglichkeiten zur konservativen Behandlung. «Gewissen Menschen hilft eine Physiotherapie, bei anderen wiederum sind es Schmerzmittel oder eine Infiltrationsbehandlung.» Dabei spritzen die Ärzte das entzündungshemmende Schmerzmittel Cortison direkt ins Hüftgelenk, wo es während mehreren Wochen wirkt. «Alle diese Möglichkeiten können vorübergehend eine gute Lösung sein, vor allem bei eher leichten Zeichen einer Arthrose. Insbesondere bei fortgeschrittener Coxarthrose erzielen sie längerfristig aber kaum den gewünschten Effekt.» Je grösser der Leidensdruck des Patienten, der Patientin, desto näher rückt das Szenario eines künstlichen Hüftgelenks.

    Ein künstliches Hüftgelenk soll die Geometrie des Gelenks exakt wiederherstellen. Dazu steht eine Vielzahl an Prothesen zur Verfügung. Ein künstliches Hüftgelenk soll die Geometrie des Gelenks exakt wiederherstellen. Dazu steht eine Vielzahl an Prothesen zur Verfügung.


    Schmerzfrei dank künstlichem Hüftgelenk

    Bei einer Operation des Hüftgelenks ersetzt der Orthopäde den Gelenkknorpel in der Gelenkspfanne und den Kopf der Hüfte am Oberschenkelknochen. «Wir fräsen die Pfanne aus und setzen eine künstliche Pfanne, meist aus Titan, ein. Als Knorpelersatz kommt eine Kunststoffschicht aus Polyethylen zum Einsatz.» Den Oberschenkelkopf wiederum sägt der Orthopäde ab und ersetzt ihn ebenfalls. «Der neue Kopf besteht meist aus Keramik und wird mittels eines Schafts, eines Verbindungsstücks zum Oberschenkelknochen, aufgesetzt.» Diese Endoprothese zu implantieren dauert nur etwa eine Stunde. Die Operation ist in der Regel sogenannt minimalinvasiv – also gewebeschonend – möglich und zählt weltweit zu den häufigsten orthopädischen Eingriffen. «Die Herausforderung ist, die Mechanik der Hüfte, die Geometrie des Gelenkes auf den Millimeter genau wiederherzustellen.» Im Grossen und Ganzen handelt es sich dabei um eine Routineoperation.


    Vollbelastung der Hüfte schon nach wenigen Wochen

    Ein künstliches Hüftgelenk bringt in aller Regel die gewünschte Schmerzlinderung. «Viele Patientinnen und Patienten sind bereits kurz nach der Operation beschwerdefrei und fühlen sich wie neu geboren», sagt Ronald Wanner. Wer monate- oder jahrelang gelitten hat, nimmt auch die Rehabilitationsszeit nach dem Eingriff gerne in Kauf. «Der Aufenthalt im Spital dauert etwa drei bis fünf Tage. Danach sind die Patienten wieder auf den Beinen.» Es folgt ein sanfter Belastungsaufbau, erst mit Stöcken, um vor allem die Muskulatur nicht zu überfordern. «Einige absolvieren eine begleitende Physiotherapie, andere nicht. Viele können die Schmerzmedikamente schon nach kurzer Zeit absetzen. Jeder Patient, jede Patientin hat hierbei aber sein eigenes, für ihn passendes Tempo.» Das zeigt, dass Betroffene nicht nur den Schmerz- und Krankheitsverlauf bei einer Hüftarthrose sehr unterschiedlich wahrnehmen, sondern auch die Heilungsphase. Nach etwa sechs Wochen findet eine erste Kontrolle statt. «Zu dem Zeitpunkt ist bereits eine Vollbelastung des Gelenks problemlos möglich. Viele Patientinnen und Patienten brauchen die Stöcke schon nicht mehr.» Sportliche Aktivitäten liegen nach etwa drei oder vier Monaten drin – und zwar locker aus der Hüfte.

     
     

     

    Hüftorthopädie am Spital Emmental

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