Manchmal rast das Herz, manchmal bleibt es einem vor Schreck stehen. Zum Glück nur im übertragenen Sinne. Wenn es aber tatsächlich mal aus dem Takt gerät, brauchen Sie vielleicht einen Herzschrittmacher. Erfahren Sie, wie die Operation verläuft und was Sie danach beachten sollten.
Text: Katrin Montiegel • Geprüft von: Dezsö Körmendy, Leitender Arzt Kardiologie
Und plötzlich setzt der Herzschlag aus. Um Sie herum dreht sich alles, der Kreislauf bricht zusammen und Sie werden ohnmächtig. Schlimm genug, wenn Ihr Herz aussetzt; sind Sie gleichzeitig im Strassenverkehr unterwegs, kann das verheerende Folgen haben. Ein Herzschrittmacher hilft. Nicht nur, wenn das Herz aussetzt. Auch wenn es zu schnell, zu langsam oder nicht im Takt schlägt, bringt ein Schrittmacher die Pumpe wieder auf Kurs. Er verbessert z.B. die Leistungsfähigkeit, wenn bei körperlicher Belastung die Herzfrequenz zu wenig ansteigt. Wann aber ist eine Operation notwendig, und welche Arten von Herzschrittmachern gibt es?
Dezsö Körmendy, Leitender Arzt Kardiologie |
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Die meisten Menschen mit einer Herzschwäche sind zwischen 70 und 80 Jahre alt. Der Schrittmacher sei eine sehr effektive Therapiemöglichkeit, die praktisch sofort wirke. Und solange jemand einen guten gesundheitlichen Allgemeinzustand besitzt, hält Dezsö Körmendy, Leitender Arzt in der Kardiologie, die Operation für sinnvoll. «Für die Patienten ist es ein Unterschied wie Tag und Nacht, wenn das Herz wieder im richtigen Takt schlägt.» Bei schnellen Herzrhythmusstörungen erfolgt die Behandlung meist medikamentös oder durch eine Verödungstherapie. Bei langsamen Rhythmusstörungen, zum Beispiel bei zu niedriger oder inadäquater Herzfrequenz, kommt der Schrittmacher zum Einsatz.
Der klassische Schrittmacher besteht aus einem Generator und ein bis zwei Elektroden. Ein Sensor reagiert auf die Geschwindigkeit oder das Aussetzen des Herzschlages. Er gibt daraufhin einen elektrischen Impuls ab – der Herzmuskel zieht sich zusammen, ein Herzschlag entsteht. Jetzt kann sich der Kreislauf stabilisieren, Schwindel und Ohnmacht bleiben aus.
«Es gibt auch Schrittmacher ohne Elektrode. Sie werden interventionell mit einem Katheter direkt in die Spitze der rechten Hauptkammer eingeführt», erklärt Dezsö Körmendy. Manche Menschen leiden unter schnellen Herzrhythmusstörungen, die lebensgefährlich sein können. «Für diese Patienten gibt es Herzschrittmacher mit Defibrillator-Funktion. Sie verhindern einen plötzlichen Herztod, verbessern aber nicht die Lebensqualität. Beim Herzschrittmacher verhält es sich andersherum: Zwar macht er das Leben besser, am Leben erhalten kann er jedoch nicht.»
Fakt oder Fiktion? Fünf Tatsachen, die Sie über Herzschrittmacher wissen sollten.
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Die Operation findet nicht am offenen Herzen statt. In der Regel wird der Herzschrittmacher unter das Unterhautfettgewebe auf den Brustmuskel platziert. Nur die Elektroden kommen ins Herz. Die zwei bis drei Millimeter dünnen Schläuche haben an ihrer Spitze eine Art winzigen Korkenzieher, den die Ärzte im Herzmuskel verankern. So bleiben die Elektroden an ihrem Platz und verrutschen nicht. Die Implantation eines Schrittmachers mit zwei Elektroden dauert bei problemlosem Verlauf zwischen anderthalb und zwei Stunden.
Etwas mehr als die Hälfte der Herzschrittmacher-Operationen sind ungeplant. Die Betroffenen kommen mit Symptomen wie Schwindel, Bewusstseinsverlust oder Herzrhythmusstörungen in die Notfallstation. Brauchen sie einen Schrittmacher wird meistens noch am gleichen Tag operiert. Nach einer Nacht im Spital dürfen die Patienten in der Regel wieder nach Hause. Nach der OP sollten sie sich zwei Wochen lang schonen, bis die Wunde verheilt ist. Eine Woche lang dürfen sie zudem kein Auto lenken.
Kardiologie am Spital Emmental |
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