Siedelt sich Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutter an, bereitet das Probleme. Diese reichen von extremen Menstruationsschmerzen bis zu Unfruchtbarkeit. Doch es gibt Wege, die Endometriose in den Griff zu bekommen.
Text: Tamara Tiefenauer • Geprüft von: Dr. med. Matthias Scheidegger, Chefarzt Frauenklinik
Starke Schmerzen im Unterbauch während der Menstruation, beim Sex und beim Entleeren der Blase oder des Darms: Solche Symptome sind typisch für die Endometriose – allerdings auch typisch für zahlreiche andere Erkrankungen. Das macht die Diagnose von Endometriose so schwierig.
Viele Frauen leiden deshalb über Jahre: Die Symptome treten in unterschiedlicher Stärke und Kombination auf. Dadurch sind sie schwer einzuordnen. Neben den Bauchschmerzen während der Monatsblutung (oder auch unabhängig davon) leiden Betroffene auch unter Blähungen, Schmerzen in den Beinen, im Gesäss oder im Rücken. Die Erkrankung kann sogar zu Depressionen und Erschöpfung führen. Und sie geht oft mit einem unerfüllten Kinderwunsch einher.
Die Symptome von Endometriose sind schwer einzuordnen. Sie reichen von einer schmerzhaften Monatsblutung über Blähungen bis zu Rückenschmerzen.
Aber was ist Endometriose eigentlich? «Darunter verstehen wir eine Wucherung der Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutter», sagt Gynäkologe und Chefarzt der Frauenklinik Matthias Scheidegger. Und erklärt, wie es so weit kommen kann. Die Gebärmutterschleimhaut, fachsprachlich Endometrium genannt, gelangt während der Monatsblutung über den Eileiter in die Bauchhöhle. Dies ist an sich nichts Ungewöhnliches. Normalerweise baut der Körper diese Zellen wieder ab. Nicht so bei Frauen mit Endometriose. Bei ihnen siedelt sich die Schleimhaut im Bauchraum an und bildet Herde. Wieso, ist nicht bekannt.
Diese Endometrioseherde können in der ganzen Bauchhöhle verteilt sein. «Oft finden wir sie auf den Eierstöcken, den Eileitern und der Gebärmutter», sagt Matthias Scheidegger. «Aber auch auf dem Bauchfell, dem Darm und der Harnblase kommen sie häufig vor.»
Die Endometrioseherde wachsen ausserhalb der Gebärmutter weiter – zum einen stimuliert durch das weibliche Hormon Östrogen, zum andern durch Substanzen, die das Wachstum von Blutgefässen und Nerven anregen. So erhält das Endometrium Nährstoffe und gedeiht dort, wo es nicht soll. Zudem produziert es Stoffe, die eine chronische Entzündung im Bauch auslösen. Das tut weh und führt manchmal zu Verwachsungen.
Weil Endometriose schwierig zu erkennen ist, greifen Frauenärzte dabei gerne auf bildgebende Verfahren zurück. Als erstes untersucht Matthias Scheidegger die Patientinnen mit einem Ultraschallgerät via Vagina. «Damit sehe ich aber nur einen kleinen Teil der Bauchhöhle», erklärt der Chefarzt. Oft reiche dies aber aus, um die Endometriose zu diagnostizieren. Weitere Endometrioseherde sucht der Gynäkologe dann per Magnetresonanztomografie (MRI). Damit lässt sich der gesamte Bauchraum darstellen. «So entdecken wir auch Gebärmutterschleimhaut, die sich hinter Organen versteckt oder weiter oben im Bauchraum liegt, zum Beispiel auf der Leber», sagt Matthias Scheidegger.
Dank MRI können Gynäkologen und Radiologen beurteilen, wo die Herde liegen, wie gross und wie beschaffen sie sind: Manchmal sind es verdickte oder verklebte Stellen, manchmal Wucherungen oder Knoten.
Diese Erkenntnisse sind wichtig, um die optimale Therapie zu planen. «Dabei arbeiten wir Gynäkologen eng mit der Radiologie zusammen», sagt Matthias Scheidegger.
Da die Hormone Östrogen und Gestagen das Wachstum der Schleimhaut in der Gebärmutter steuern, genügt bisweilen eine Hormontherapie. Andere Patientinnen benötigen zusätzlich eine Behandlung mit Schmerzmitteln oder machen mit einer komplementärmedizinischen Therapie gute Erfahrungen. Wieder andere kommen um eine Operation nicht herum. Auch dabei helfen Ultraschall und MRI: «So können wir den Eingriff besser planen und holen bei Bedarf Spezialisten hinzu», sagt Matthias Scheidegger. Liegen die Herde beispielsweise auf dem Dickdarm oder über der Blase, begleiten ein Urologe oder ein Darmchirurg die OP.
|
Matthias Scheidegger, Chefarzt Frauenklinik Spital Emmental |
|
|
Gynäkologie am Spital Emmental |
|
|